Notenbeispiele
Reuterliedlein
Mit dem Überschrift “Reuterliedlein” bezeichnet Franck seine Sammlung von Volksliedern deren Ursprung teilweise bis ins 13. Jh. zurückreicht. Als Morgengabe an seinen zukünftigen Arbeitgeber Herzog Casimir zu seinem Amtsantritt als Hofkapellmeister setzte Franck die Reuterliedlein vierstimmig.
Als Beispiel eines der 30 “Reuterliedlein” soll hier stellvertretend die Nr. 4 aufgeführt werden: “Ich will zu Land ausreiten”.
(Quelle: IMSLP 193953.)
Ein gemeinsamer Freund von Casimir und Franck, Magister Christophorus Reich schreibt einen Lobesbrief über die Reuterliedlein:
“Frankenland schau, was dir jener Melchior Franck übereignet!
Das, was Reiter und die Schar der Landleute singen, von früher fränkischer Herkunft in Muttersprache und heimischem Klang, und was durch den Brauch der Gegend entsteht, ist empfehlenswert, wenn auch zuerst in einstimmiger Form. All dies hat Franck um drei Stimmen bereichert.
Und so hat er deinen Besitz reichhaltiger und glücklich durch dreifachen Gewinn an dich rückerstattet: Frankenland, spende Beifall!
Und singe die mit kundiger Hand verfasste Melodie!
Magst du auch Frankenweine von angenehmsten Geschmack trinken oder emsig als Weinbauer an Steilhängen das allzu üppige Wachstum des Weinstocks zurückschneiden oder die wilden Triebe beseitigen, singe diese Weisen immer wieder, die schlesische Mutter ist in keiner Weise neidisch, wie sehr auch diese sich über ihren Sprössling freut! Schlesien ist reich an solchen Musengesängen, jedoch an Dichtern steht mein Franken keinem Volke nach.
Franck, beim ewigen Ruhm Ruhm fordere ich dich auf, dass du vieles solcher Art auch weiterhin wagst:
Es ist meiner Meinung nach sehr viel, dass du sooft 40 Stimmen miteinander verknüpfst.
Aber wenn es so angenehm ist, viele Stimmen zu verbinden, dann kehre zu den geistlichen Texten zurück, für die du geboren zu sein scheinst!
Und füge mit Talent und Anstrengung dem früheren Schaffen Leidenschaft hinzu!
Als Lohn verspreche ich dir Ruhm über den Erdkreis verbreitet!
M. Christophorus Reich
(Quelle: Stadtbibliothek Leipzig, Kopie in der Landesbibliothek Coburg, Signatur 67,216)