Biografie

Melchior Franck – Ein deutscher Komponist des 17. Jahrhunderts

* um 1580 in Zittau/Lausitz, † 1.Juni 1639 in Coburg

Über das Leben Melchior Francks ist uns heute nur wenig bekannt. Geboren ist er als Sohn eines Ofensetzers in Zittau in der Niederlausitz um 1580. Selbst das genaue Geburtsdatum bleibt uns verborgen, da die Kirchenbücher in Zittau einem Stadtbrand zum Opfer fielen.

Jagdszene aus der Hornstube (Veste Coburg)

Jagdszene aus der Hornstube (Veste Coburg)Kein Bild von Melchior Franck ist uns bekannt. Ob er zu seinen Lebzeiten wie andere berühmte Künstler und Musiker portraitiert wurde, wissen wir nicht. Ob der Dirigent der Hifthornbläser, dargestellt im Jagdzimmer der Veste Coburg, auf Melchior Franck hindeuten soll, hierzu fehlt uns der Beweis.

Frühe Spuren von Melchior Franck findet man erst in Augsburg als Schüler Hans Leo Hasslers und vermutlich Christoph Demantius an der dortigen Ratsschule wieder. Später begleitete er Hans Leo Hassler nach Nürnberg und bekleidete dort für etwa ein Jahr die Stelle eines Hilfslehrers an St. Egidien.
Melchior Franck ist uns also vor allem in seinem Werk gegenwärtig. Wir kennen von ihm wenige Handschriften, aber sehr viele, auch frühe Drucke.

Reuterliedlein

Seinen 30 in Nürnberg gedruckten Reuterliedlein, in denen er zu altbekannten Volksliedmelodien einen 4-stimmigen Satz komponierte, kommt daher eine Schlüsselbedeutung zu. Sie waren die Morgengabe an seinen neuen Dienstherren, Herzog Johann Casimir zu Coburg, der Franck  im Januar 1603 zum neuen Hofkapellmeister berief. (Auszüge der Notensätze dazu finden Sie hier.)
Wie hoch die Wertschätzung des jungen Musikers war, sieht man an dem Vorwort des Magisters Christoph Reich, der Melchior Franck in höchsten Tönen lobt. (Die vollständige Übersetzung des Vorwortes finden Sie hier.)

Tischordnung der Fürstentafe

Quelle: Staatsarchiv Coburg

Wie hoch zu Lebzeiten seines Dienstherren Johann Casimirs war Melchior Franck als „verordneten Capellnmeister“ hochangesehen und von gehobenem Rang, wie man an der Tischordnung der Fürstentafel sieht. Hier präsidiert Franck am 3. Tisch neben dem Herzog.

1607 vermählte sich Melchior Franck mit Susanna Ziegler, Tochter des herzoglichen Obermundkochs Alexius Ziegler aus Meeder. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Margaretha und Valentin. Familiäres Glück war Melchior Franck jedoch nicht lange beschieden. Nach dem Tod seines Dienstherren Herzog Johann Casimir 1633 brach der Dreißigjährige Krieg auch über Coburg herein. Seine Frau Susanne hatte Melchior Franck bereits verloren. Seine Tochter starb an den Folgen der Flucht vor den die Stadt plündernden Kroaten. Erschütternd die Motette „Ist Gott für uns“, die Franck zum Begräbnis seiner eigenen Tochter schrieb.

Deckblatt für "Ist Gott für uns"

Erhalten ist der Druck von 1633 im Kirchenarchiv der Stiftskirche Römhild. (siehe Beispiel) Seinem Sohn Valentin hatte Franck acht Jahre zuvor  mit der Motette „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“ á 5 ebenfalls einen Grabgesang schreiben müssen.

Die Noten dazu (SATB) können Sie sich hier als PDF ansehen.

Bittbrief

Die Hofkapelle wurde aufgelöst und ihm drohte die Entlassung. Ihn plagten Hunger und Not. Der Nachfolger Johann Casimirs, Johann Ernst, wandte die Bedrohung zunächst von ihm ab, indem er ihm ein jährliches Deputat als „Capellmeister der Stadt Kirchen Cantorey und Inspection“ (St. Moriz)  aussetzte. Bald starb jedoch auch Johann Ernst, sodaß Francks Lebensumstände in jeder Weise  armselig gewesen sein müssen, wie man aus dem verzweifelten Bittbrief an den Hofrat Joh. Lattermann ersieht, in dem er  um Korn und Holz bittet, da er „keines Hellers Einkommen“ mehr habe.

Salvatorfriedhof

Melchior Franck starb am 1.Juni 1639. Er wurde auf dem Salvatorfriedhof begraben.

Häuserzeile Ml

An der Stelle, an der heute sein Gedenkstein auf dem Schlossplatz steht, stand früher sein Wohnhaus an der Nordseite der Grafengasse, das 1828 abgerissen wurde.

Kanon á 4 „da pacem, Domine“

Melchior Franck ist uns also vor allem in seinem Werk gegenwärtig. Wir kennen von ihm wenige Handschriften, aber sehr viele, auch frühe Drucke. Sein vielleicht bekanntestes Werk ist der Kanon á 4 „da pacem, Domine“, den er in das Gästebuch des Coburger Arztes Dr. Johann Friedrich Weiß am 2. September 1629 schrieb.